„In einem entscheidenden Moment“
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Benedikt XVI. reist am Vormittag nach Kroatien. Nicht nur mit Blick auf einen EU-Beitritt seines Landes ein besonderer Besuch für Gordan Jandrokovic. Der Außenminister rechnet auch mit einer Stärkung des christlichen Glaubens.
KNA: Herr Minister, wird Kroatien am 1. Januar 2013 Mitglied der EU sein?
Jandrokovic: Unter der Prämisse, dass die technischen Fragen der Verhandlungen bis Ende Juni abgeschlossen sind und im September die Entscheidungen der EU-Kommission und des Europäischen Parlaments folgen sowie die Entscheidung über die Zulassung durch den Rat, erwarten wir, den Vertrag während des polnischen Ratspräsidentschaft zu unterzeichnen. Ich bin optimistisch, dass die nationalen Parlamente aller EU-Mitgliedstaaten den Vertrag zu Beginn des Jahres 2013 ratifiziert haben werden.
KNA: Einige Beobachter sehen aber noch echte Hindernisse wie eine zunehmende Skepsis in der kroatischen Öffentlichkeit hinsichtlich des EU-Beitritts. Was ist der tiefere Grund dafür?
Jandrokovic: Es ist ziemlich problematisch, von einer zunehmenden Skepsis zu sprechen, wenn über einen langen Zeitraum Meinungsumfragen eine kontinuierliche Mehrheit für Kroatiens EU-Mitgliedschaft ergeben. Die Ergebnisse der Meinungsumfrage vom Mai zeigen, dass bei einer Volksabstimmung 56 Prozent für den Beitritt Kroatiens votieren würden 39 Prozent stimmten dagegen, während 6 Prozent unentschieden blieben. Die erwartete Wahlbeteiligung läge bei 81 Prozent. 16 Prozent würden nicht wählen, während 3 Prozent unentschlossen sind.
KNA: Vor einigen Wochen sagten Sie, dass Papst Benedikt XVI. in einem sehr entscheidenden Augenblick in Zagreb eintreffen wird. Was meinten Sie damit?
Jandrokovic: Ich könnte auch sagen, dass die Reise des Heiligen Vaters in einem entscheidenden und symbolischen Moment kommt, da Kroatien sich in der Endphase der Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union befindet. Wir haben erfolgreich alle Kriterien für die Mitgliedschaft erfüllt und erwarten, dass die Mitgliedstaaten das Erreichte, unsere Bemühungen sowie die Umsetzung der Reformen anerkennen und bestätigen. Der Heilige Vater, der weltweit hohe moralische Autorität genießt, unterstützt Kroatiens EU-Mitgliedschaft, schätzt Kroatiens Position in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Europas. Im Laufe seiner Geschichte blieb Kroatien seinen christlichen Wurzeln treu. Die Pastoralreise des Papstes ist in der Tat symbolisch, da sie mit dem 20. Jahrestag der Unabhängigkeit Kroatiens zusammenfällt, die durch große Opfer erlangt wurde.
KNA: Was erwarten Sie von diesem Besuch?
Jandrokovic: Die Reise des Papstes ist in erster Linie pastoral. Wir erwarten vom Nachfolger des Apostels Petrus, die christliche Hoffnung der religiösen Menschen in Kroatien und der Region zu stärken. Der Besuch wird erneut von der Ergebenheit des kroatischen Volkes gegenüber dem Heiligen Stuhl und dem Heiligen Vater Zeugnis geben, die seit 14 Jahrhunderten andauert. Ich muss darauf hinweisen, dass der Heilige Vater nicht „auf fremdem Boden“ ankommt. Kardinal Joseph Ratzinger hat Zagreb zweimal besucht: das erste Mal 1981 bei der Beerdigung von Kardinal Franjo Seper, dem früheren Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre, dem er nachfolgte, und das zweite Mal 2001, als er an einem wissenschaftlichen Symposium zum 20. Jahrestag von Kardinal Sepers Tod teilnahm.
KNA: Dieser Papst, der in der Vergangenheit immer wieder über die Zukunft Europas gesprochen und geschrieben hat, sagte einmal, es komme bei der Rückbesinnung auf die christliche Seele des Kontinents auf schöpferische Minderheiten an. Wie kann Kroatien dazu beitragen?
Jandrokovic: Kroatien als das einzige Land mit einer katholischen Mehrheit vor der Tür der EU wird durch seinen Beitritt zur Stärkung der christlichen Identität Europas beitragen. 2014 feiern wir den 500. Jahrestag der Verleihung des Titels „Starkes Schild und Bastion des Christentums“ durch Papst Leo X. an Kroatien. Dieses Erbe ist eine Verpflichtung, und dieses Jubiläum verdient es, in einer angemessenen Art und Weise gefeiert zu werden.
KNA: Am Sonntag wird der Papst im Hippodrom von Zagreb eine Messe zum des nationalen Tag der katholischen Familien feiern. Was tut die kroatische Regierung, um Familien zu unterstützen?
Jandrokovic: Ich bin wirklich dankbar dafür, dass sich das zentrale Ereignis des Papstbesuches auf den Grundbaustein der Gesellschaft und die Garantie für ihre Stärke bezieht, nämlich die Familie, insbesondere der katholischen Familie. Mit Blick auf die Politik der kroatischen Regierung muss hervorgehoben werden, dass der Schutz der Familie hier eine verfassungsmäßige Pflicht ist. Weil sie sich der Bedeutung einer demographischen Verjüngung bewusst ist, unterstützt die Regierung eine Politik zur Steigerung der Geburtenrate und befürwortet kontinuierlich konkrete Maßnahmen zum Mutterschaftsschutz. Wir haben günstige Wohnungsbaudarlehen ermöglicht, Kindergeld und höhere Leistungen bei Mutterschaft für erwerbstätige und arbeitslose Mütter sowie die Möglichkeit eines dreijährigen Mutterschaftsurlaubs für Mütter von Zwillingen, drei oder mehr Kindern. Wir glauben an die Familie und setzen große Hoffnung auf sie, besonders auf die Kinder.
(Michaela Koller / kna)