Botschafter dr. Miro Kovac gibt Interview für die Rheinische Post
Kroatien ist schon fast in der EU
Interview Botschafter Miro Kovac glaubt an Verhandlungsabschluss 2011
Herr Kovac, die EU-Kommission hat Kroatien gerade bescheinigt, dass es große Fortschritte auf dem Weg in die EU gemacht hat. Legen Sie den Champagner schon kalt?
Kovac Wir haben uns sehr gefreut über das Lob. Aber wir wissen, dass wir in einigen Bereichen noch hart arbeiten müssen, um es in die EU zu schaffen. Dabei geht es um wirtschaftliche Fragen, um die Reform der Justiz und auch die Bekämpfung der Korruption. Uns ist klar, dass gerade dieser letzte Punkt besonders wichtig ist, weil wir der EU mit einer reinen Weste beitreten wollen. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir die Verhandlungen 2011 abschließen können.
Fühlen sich die Kroaten nicht ungerecht behandelt? Ganz so pingelig ist die EU mit Ländern wie Bulgarien und Rumänien ja nicht umgegangen.
Kovac Natürlich wollten die Menschen, dass es mit dem EU-Beitritt schneller geht. Die Zustimmungsraten in Kroatien für einen EU-Beitritt sind deswegen von ursprünglich fast 90 auf nur noch knapp 60 Prozent gesunken. Aber solche Klagen bringen uns ja nicht weiter. Und auch nicht der Blick zurück und die historischen Argumente, wonach Kroatien aufgrund seiner früheren Zugehörigkeit zur Habsburgermonarchie doch eigentlich ganz natürlich nach Europa gehört. Wir sind inzwischen weg von diesem Denken. Was uns voranbringt, ist harte Reformarbeit, die entsprechende Resultate erbringt.
Haben die 230 000 zumeist sehr gut integrierten Kroaten in Deutschland ihnen dabei geholfen?
Kovac Kroatien zu modernisieren, das müssen wir schon im Land selbst schaffen. Aber natürlich hat die Tatsache, dass so viele Kroaten – immerhin die fünftgrößte Einwanderergruppe – sich so problemlos in Deutschland eingefügt haben, uns hierzulande Sympathie verschafft.
Wie interpretieren Sie die Versuche der Türkei, ihren Einfluss auf dem Balkan auszuweiten?
Kovac Diesen Einfluss hat die Türkei wegen der muslimischen Minderheiten in dieser Region immer schon gehabt. Wir empfinden ihre Rolle als überwiegend positiv, weil sie zu einer Stabilisierung beiträgt. Im Falle von Bosnien-Herzegowina, wo ja Bosniaken, Serben und Kroaten in einem Staat zusammenleben, arbeiten wir beispielsweise mit der Türkei sehr eng zusammen.
Wie ist die Lage in Serbien?
Kovac Dort scheint es endlich einen Ruck in Richtung EU gegeben zu haben, was wir Kroaten sehr begrüßen. Wir wünschen uns, dass alle unsere Nachbarn europäisch denken, und zwar nicht nur geografisch, sondern auch politisch. Quelle:
Rheinische Post ;
http://nachrichten.rp-online.de/politik/kroatien-ist-schon-fast-in-der-eu-1.105980 ; 11.11.2010
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