Interview mit Herrn Prof. Dr. Zoran Jašic

Interview mit Herrn Prof. Dr. Zoran Jašic, Botschafter der Republik Kroatien

“Keine Fehler mehr bei Privatisierungen" WirtschaftsBlatt: Herr Botschafter, werden ausländische Direktinvestitionen im Land allein wegen des Verhandlungsbeginns mit der EU steigen? Immerhin bremsten sie sich zuletzt ein. Zoran Jasic: Sicherlich, die kroatischen Börsen haben ja schon unmittelbar positiv reagiert. Dazu kommen die Förderungen aus diversen EU-Fonds, mit denen wir jetzt rechnen dürfen. In den nächsten zwei Jahren bekommen wir 360 Millionen Euro an EU-Förderungen ­ für Umweltschutzprojekte, Verwaltungsmodernisierung und KMU-Initiativen. WB: Kroatien ist in letzter Zeit gerade von österreichischen Investoren als “Bananenrepublik" bezeichnet worden, bemängelt wurde die Investitionssicherheit, etwa zuletzt bei der Privatisierung der Hotelfirma Liburnija. Auch British American Tobacco zieht seine Produktion aus dem Land zurück, wegen “schlechter Rahmenbedingungen." Was läuft schief ? Zoran Jasic: Der Vergleich mit einer “Bananenrepublik" ist nicht fair. Im Privatisierungsgesetz gab es schon ein paar Löcher, das muss man klar sagen. Und dass dies beide Seiten, Käufer und Verkäufer, zu oft ausgenutzt haben, ebenso. Man muss weiters bedenken, dass Kroatien früher sehr dringend Geld gebraucht hat, und das eine oder andere schnell und somit ungünstig verkaufen musste ­ schliesslich hatten wir 43 Miliarden Dollar an Kriegsschäden zu beheben. Das erklärte Ziel der jetzigen Regierung ist die Transparenz des Privatisierungsprozesses. Fehler sollen sich nicht wiederholen, das Privatisierungsgesetz wird verbessert. Wir müssen weiters die Administration verbessern, die Modernisierung der Grundbücher läuft ja schon. Was wir sicher nicht wollen, ist ein Ausverkauf der Immobilien an Ausländer ­ unser Tourismus lebt ja davon, dass das Wasser sauber und die Küste nicht zubetoniert ist. Da haben wir ein vitales wirtschaftliches Interesse, dass das so bleibt. WB: In letzter Zeit regte sich in der kroatischen Bevölkerung aber starker Widerstand gegen den Ausverkauf der Unternehmen, die einst im kollektiven Eigentum standen. Zoran Jasic: Die Couponprivatisierung war kein Glücksgriff (begünstigter Aktienverkauf an Mitarbeiter, Anm.). Trotzdem: Wir brauchen nach wie vor frisches Kapital, um Betriebe wettbewerbsfähig zu machen, eine weitere Auslandsverschuldung kann sich Kroatien nicht leisten.

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