Ziele der Wirtschaftsreform

Ziele der Wirtschaftsreformen Die kroatische Wirtschaft ist eine der stärksten und martwirtschaftlich am weitesten entwickelten in Südosteuropa. Die Annäherung an die Europpäische Union, die Anerkennung des Beitrittskandidatenstatus und die im Oktober 2005 aufgenommenen Beitrittsverhandlungen mit der EU gelten als weitere wichtige Voraussetzungen für ein stabiles Wirtschaftswachstum in Kroatien. Zur obersten Priorität der kroatischen Wirtschaftspolitik gehört der Aufbau einer stabilen und konkurrenzfähigen Marktwirtschaft, die im globalen Wettbewerb bestehen kann. Angestrebt wird die Stärkung des Unternehmertums und die Senkung der Staatsausgaben sowie die bessere Einbeziehung wissenschaftlicher Errungenschaften und neuer Technologien in die Produktionsprozesse, um dadurch die festgelegten Ziele - die Steigerung der Produktion, des Exports und der Beschäftigung - zu erreichen. Voraussetzung für die Verwirklichung dieser Ziele ist ein höheres Wirtschaftswachstum, das wiederum nur durch eine bessere Wettbewerbsfähigkeit und einen flexibleren Wirtschafts- und Arbeitsmarkt erreicht werden und damit zur Lösung der wesentlichen Defizite der kroatischen Wirtschaft - der hohen Arbeitslosigkeit, Auslandsverschuldung und defizitären Zahlungsbilanz - beitragen kann. Dazu sollen wirtschaftspolitische Maßnahmen wie die Förderung der Exportgeschäfte, die Privatisierung und Restrukturierung von staatlichen Betrieben, Steuerentlastungen für Auslandsinvestitionen sowie die Reform der staatlichen Verwaltung und der öffentlichen Finanzen beitragen. Dadurch sollen die Staatsausgaben rationalisiert und eine bessere Wettbewerbsfähigkeit kroatischer Erzeugnisse auf dem Weltmarkt erzielt werden. Wirtschaft Nach Angaben des kroatischen Statistikamtes wurde im Jahr 2004 ein Bruttoinlandprodukt von 207,1 Mrd. Kuna (34,3 Mrd. USD) erwirtschaftet. Die reale Wachstumsrate betrug im selben Jahr 3,8%, womit die kroatische Wirtschaft das fünfte Jahr in Folge ein positives BIP-Wachstum vorweisen kann. Das Defizit in der Zahlungsbilanz konnte 2004 verringert werden und belief sich auf 1,7 Mrd. USD, bzw. 1,3 Mrd. Euro. Der Defizitanteil am BIP konnte auf 4,6% (in Euro), bzw. 4,9% (in Dollar) herabgesenkt werden und lag somit unter der in der Stand-by Vereinbarung zwischen der Republik Kroatien und dem IWF für das Jahr 2004 festgelegten Defizitgrenze von 5,6% (in Euro). Im Zeitraum von 1993 bis 2004 betrugen die Auslandsinvestitionen insgesamt 10,7 Mrd. USD. Der größte Anteil davon ging in die Finanzdienstleistungen (21%), den Telekommunikationssektor (16%) sowie die Pharmaindustrie (12%), desweiteren floss ausländisches Beteiligungskapital in die Förderung von Erdöl und die Herstellung raffinierter Erdölprodukte, die Förderung von Rohöl und Erdgas sowie das Hotel- und Gastgewerbe. Branchen wie die Industrie, Landwirtschaft, Lebensmittelproduktion und Baugewerbe werden immer noch nicht als attraktive Sektoren für ausländische Kapitalanlagen erkannt, doch gibt es bereits erste Anzeichen dafür, dass sich dies in abesehbarer Zeit ändern könnte. Landwirtschaft Die Landwirtschaft, Fischerei und Forstwirtschaft erwirtschaften 8% des kroatischen Bruttoinlandprodukts. Die Vielfalt des Klimas, des Reliefs und des Bodens ermöglicht die Herstellung eines breiten Sortiments von landwirtschaftlichen Produkten, während die reine Natur eine ideale Voraussetzung für die Herstellung ökologischer Erzeugnissen darstellt. Im Jahr 2004 gab es insgesamt 2,7 Mio. Hektar landwirtschaftlicher Nutzflächen, davon entfielen 41,2% auf Ackerland und Gärten, 1,9% auf Weingärten, 1,8% auf Obstgärten, 0,6% auf Olivenanbau und der Resta auf Wiesen und Weiden. Von den 1,1 Mio. Hektar Ackerland und Gärten wurden 1,06 Hektar (95,6%) bebaut. Mehr als zwei Drittel der landwirtschaftlichen Nutzflächen befinden sich in Privatbesitz (85% des Ackerlandes, der Gärten, Obstgärten, Weingärten, Olivenbäume und Wiesen sowie 39,4% der Weiden). Bebaute Ackerflächen und Gärten in 2003 (in Tausend Hektar) Herstellung ausgesuchter Landwirtschaftsprodukte 1999 2000 2001 2002 2003 Getreiede in 1000 T 558 1 032 965 988 609 Mais 2 135 1 526 2 212 2 502 1 570 Zuckerrübe 1 114 482 965 1 183 678 Ölpflanzen 221 149 157 218 152 Kartoffel 729 554 670 736 287 Weintrauben 394 354 359 337 333 Äpfel 67 81 32 59 58 Pflaumen 38 40 39 21 43 Oliven 35 16 19 33 9 Rinder in 1000 Stück 438 427 438 417 444 Schweine 1 362 1 233 1 234 1 286 1 347 Schafe 488 528 539 580 587 Geflügel 10 871 11 256 11 747 11 665 11 778 Milch in Mio. Liter 622 607 653 694 665 Eier Mio. Stück 819 774 787 761 873 Durch den Kriege, zum Teil aber auch durch die in den Neunzigerjahren eingeleitete Umstrukturierung der kroatischen Wirtschaft, hat die Viehzucht im Vergleich zur Vorkriegszeit um 30% abgenommen. Fischerei Die Zucht von Karpfen und Forellen in Fischteichen bildet die Grundlage der Süßwasserfischerei (der Fischfang in offenen Süßgewässer ist kommerziell unerheblich), jedoch weist die Fischzucht in den kontinentalen Teilen Kroatiens trotz ihrer langen Tradition einen Abwärtstrend auf. Im Gegensatz zur Zucht von Süßwasserfischen erlebt die Zucht von Meeresfischen, Krabbentieren und Muscheln in der Adria schon seit einigen Jahrzehnten eine Expansion und kompensiert, abgesehen vom Blaufisch, die rellativ bescheidene Fischfangbilanz. In den letzten Jahren wurde die Thunfischzucht für den japanischen Markt gefördert. Industrie Ein Viertel der erwerbsfähigen Arbeitskräfte in Kroatien ist in der Industrie beschäftigt, die etwa ein Fünftel des Bruttoinlandprodukts erwirtschaftet. Den größten Anteil des Bruttoinlandprodukts erwirtschaftet die verarbeitende Industrie, vor allem die Lebensmittel- und Getränkeindustrie, die chemische Industrie und die Herstellung von raffinierten Erdölprodukte. Weitere Erträge werden durch die Herstellung von nicht-metallischen Mineralprodukten, die Herstellung von Metallprodukten (außer Geräten und Ausrüstung), der Verlags- und Druckindustrie sowie dem Schiffbau erwirtschaftet. Die verarbeitende Inustrie macht 83% der kroatischen Industrieproduktion aus. Index der Industrieproduktion (2000 = 100) Bauwesen Der Bausektor hat im vergangen Jahrzehnt schwere Verluste erlitten. Durch den Krieg in Kroatien und in der naheliegenden Region gingen die großen staatlichen Baunternehmen in Konkurs und dadurch die traditionellen Märkte in der Sowietunion, in Afrika und im Mittleren Osten verloren. Durch die Privatisierung, den Übergang zur Marktwirtschaft und die Wiederaufnahme der Bautätigkeiten, insbesondere des Straßenbaus, konnte dieser Sektor rellativ schnell wieder belebt werden. Das Bauwesen erwirtschaftet heute 7% des kroatischen Bruttoinlandprodukts. Verkehr und Telekommunikation Etwa 9% des Bruttoinlandprodukts werden aus dem Verkehrs- und Kommunikations-sektor geschöpft. Auch dieser Bereich hat in den Neunzigerjahren durch den Krieg und die Sperrung der Grenze erhebliche Einbußen erlitten. Wegen der politischen Lage im Osten der Region entstanden alternative Verkehrskorridore, so dass der Transitverkehr immer noch nicht das Vorkriegsaufkommen erreicht hat. Im Jahr 2004 verzeichnete Kroatien 28 344 km verschiedener Straßen, davon entfallen 740 km auf Autobahnen. Der Ausbau der Infrastruktur gehört zu den Prioritäten der kroatischen Regierung und soll dazu beitragen, Kroatien stärker als wichtigen Verkehrsknotenpunkt zu profilieren. Das Bahnnetz verbindet alle größeren kroatischen Städte und die größten kroatischen Häfen mit den Nachbarländern. Derzeit werden 2788 km des Bahnnetztes genutzt, 40% des Netzes wurde bereits elektrifiziert. Zu den Prioritäten im Bahnnetz gehört die Modernisierung der Bahnstrecken Zagreb-Rijeka und Zagreb-Split. Die größten Hafenstädte Kroatiens sind Rijeka, Split und Ploce, die wichtigsten Flughäfen Zagreb, Split, Pula, Dubrovnik und Zadar. Die nationale Fluggesellschaft Croatia Airlines unterhält Fluglinien zu vielen europäischen Städten und über diese wiederum zu zahlreichen Städten weltweit. Im Telekommunikationssektor ist die Deutsche Telekom mit 51%-Aktienbesitz der Mehrheitseigner der Kroatischen Telekom. Auf dem kroatischen Telekommunikations-markt sind derzeit zwei Mobilnetzbetreieber - Cronet und VIPnet - tätig, in absehbarer Zeit soll auch die T-Mobile als dritter Mobilnetzbetreiber zugelassen werden. Ab 2005 sollen neben der Deutschen Telekom zwei weitere Festnetzanbieter - Optima Telekom und H1 - zugelassen werden. Tourismus Kroatien hat ein vielfältiges touristisches Angebot, das vom klassischen Tourimus an der Adriaküste und auf den Inseln über den Tauch-, Jagd-, Fischfang- und Wellnesstourimus mit insgesamt 19 Wellneszentren an der Küste und im Landesinneren, bis hin zum Nautiktourismus mit 40 Marinen und über 15.000 Anlagestellen reicht. Die lange Fremdenverkehrstradition ist ein Grund dafür, dass die Dienstleistungen einen größeren BIP-Anteil ausmachen als in jedem anderen Transitionsland. Mit 47,8 Mio. Übernachtungen und einem geschätzten Einkommen von 6,8 Mrd. USD erwirtschaftete der Tourismus im Jahr 2004 einen BIP-Anteil von 20%. Die Entwicklungspolitik der Regierung stützt sich größtenteils auf das Wachstum in diesem Sektor, wobei der Privatisierung von Hotels und anderen Unterbringungskapazitäten eine wichtige Rolle beigemessen wird. In letzter Zeit ist ein gestiegenes Interesse und die Niederlassung renommierter Hotelketten zu beobachten sowie die Anpassung des gesamten Fremdenverkehrsangebots auf die Nachfrage zahlungskräftiger Touristen. Makroökonomische Indikatoren Bruttoinlandprodukt Nach Angaben des kroatischen Statistikamtes wurde 2004 ein Bruttoinlandprodukt von 207,1 Mrd. Kuna (27,6 Mrd. EUR; 34,3 Mrd USD) bzw. ein Pro-Kopf-BIP von 6220 EUR erwirtschaftet. Das reale BIP-Wachstum belief sich auf 3,8%, der Bruttomehrwert auf 4,2%. Das größte Wachstum des Bruttomehrwerts wurde in den Sektoren Transport, Lagerung und Kommunikationen sowie den Sektoren Finanzdienstleistungen und Bauwesen erreicht. Zahlungsbilanz Das Defizit in der Zahlungsbilanz betrug 2004 1,3 Mrd. Euro oder 4,6% des BIP und ist die Folge des defizitären Außenhandels (6,9 Mrd. Euro). Inflationsrate Die Preis- und Währungsstabilität in Kroatien ist die Folge der restriktiven Währungspolitik. Anfang 2004 hat das kroatische Statistikamt damit begonnen, den Verbraucherpreisindex zu veröffentlichen, der zugleich als neue Inflations-bemessungsgrundlage dient. Danach mißt man die Inflation an den Veränderungen der Waren- und Dienstleistungspreise zwischen zwei Zeitabschnitten. Inflationsrate (Jahresdurchschnitt) Devisenreserven Die Devisenreserven der Kroatischen Nationalbank beliefen sich nach mehrjährigem konstanten Wachstum Ende 2004 auf 6,4 Mrd. Euro und lagen damit erstmals unter dem Vorjahresbetrag. Nach der monatlichen Waren- und Dienstelistungseinfuhr berechnet, betrugen die Devisenreserven der Kroatischen Nationalbank 4,8 Monate. Devisenreserven der Kroatischen Nationalbank Auslandsverschuldung Die Auslandsverschuldung betrug Ende 2004 22,7 Mrd. Euro bzw. 82% des BIP. Die Struktur der Auslandsverschuldung weist einen steigenden Anteil der Geschäftsbanken (33,7%) auf, während der Anteil der Staatsverschuldungen sinkt (2001: - 45,4%; 2003: - 35,6%; 2004: - 31,9%). Arbeitslosigkeit Die Zahl der Arbeitslosen in Kroatien belief sich Ende 2004 auf 317.600. Damit betrug die Quote der registrierten Arbeitslosen bei 18,7%. Trotz des Rückgangs (2001 betrug die Arbeitslosenquote über 23%) gehört die hohe Arbeitslosigkeit zu einem der größten Probleme der kroatischen Wirtschaft. Dem ist jedoch hinzuzufüge, dass diese Arbeitslosenzahl alle Personen umfaßt, die keine feste Anstellung haben. Nach den Kriterien der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) war die Arbeitslosenquote im zweiten Halbjahr 2004 erheblich niedriger und wurde auf 13,8% beziffert. Kreditrating Das Kreditrating Kroatiens wurde von allen eminenten Kreditagenturen immer hoch (und fast unverändert) eigestuft. Standard & Poor's hat Kroatien im Dezember 2004 für langfristige Verschuldungen in ausländischen Währungen von BBB- auf BBB herauf gestuft, während das Rating für Verschuldungen in der Landeswährung Kuna unverändert bei BBB+/A-2 blieb. Außenhandel Nach Angaben des Kroatischen Statistikamtes betrug das kroatische Außenhandelsvolumen 2004 19,8 Mrd. Euro und damit 10% mehr als im Vorjahr. Über 85% des Außenhandels wird mit europäischen Staaten abgewickelt. Kroatien hat 2004 Waren im Wert von 6,5 Mrd. Euro ausgeführt, bzw 18,1% mehr als im Vorjahr, während der Import auf 13,3 Mrd. Euro, bzw. 6,5% mehr als im Vorjahr beziffert wurde. Das Defizit im Außenhandel belief sich auf 6,9 Mrd. Euro, der Export deckte 2003 43,5% der Importe ab, während 2004 dieser Prozentsatz bei 48,4% lag. Die wichtigsten Handelspartner Kroatiens gemessen am kroatischen Export sind Italien (1,5 Mrd. Euro), Bosnien Herzegowina (928 Mio. Euro), Deutschland (721 Mio. Euro), Österreich (609 Mio. Euro) und Slowenien (483 Mio. Euro) und am Import gemessen Italien (2,3 Mrd. Euro), Deutschland (2,1 Mrd. Euro), Russland (967 Mio. Euro), Slowenien (951 Mio. Euro) und Österreich (910 Mio. Euro). Über 89% des gesamten Außenhandels entfällt auf Erzeugnisse der verarbeitenden Industrie. Dieser Wirtschaftszweig deckt 95,1% der Exporte und 87% des Importe, was größtenteils an der Einfuhr von Rohöl und Erdöl liegt. An zweiter Stelle liegt der Bergbau mit einem Anteil von 6,7% am Außenhandel. Landwirtschaft, Jagd, Forstwesen und Fischerei sind mit 2,5% am Außenhandel beteiligt (mit 2,2% am Export und 2,7% am Import) und besitzen ein großes Wachstumspotential. Außenhandel der Republik Kroatien (in Mrd. EUR) Die wichtigsten Handelspartner Kroatiens (in Mio. Euro) Ausfuhr Einfuhr Gesamter Warenaustausch 2003 2004 % Index 2003 2004 % Index 2003 2004 % Index 1. Italien 1 458 1 478 22,9 101,4 2 274 2 291 17,2 100,7 3 732 3 769 19,0 101,0 2. Deutschland 649 721 11,2 111,2 1 959 2 066 15,5 105,5 2 607 2 787 14,1 106,9 3. Österreich 424 609 9,4 143,6 827 910 6,8 110,0 1 251 1 519 7,7 121,4 4. Slowenien 451 483 7,5 106,9 928 951 7,1 102,5 1 379 1 434 7,2 104,0 5. Bosnien Herzegowina 788 928 14,4 117,8 203 281 2,1 138,6 991 1 209 6,1 122,0 6. Russland 65 93 1,4 143,6 600 967 7,2 161,1 665 1 060 5,4 159,4 7. Frankreich 155 148 2,3 95,5 664 590 4,4 88,9 818 738 3,7 90,1 8. China 4 6 0,1 154,1 358 511 3,8 142,7 362 517 2,6 142,9 9. Ungarn 71 83 1,3 116,5 375 410 3,1 109,2 446 493 2,5 110,4 10. USA 145 170 2,6 116,8 323 288 2,2 89,2 469 458 2,3 97,7 Andere Länder 1 255 1 734 26,9 138,2 4 027 4 086 30,6 101,4 5 282 5 820 29,4 110,2 Gesamt 5 464 6 453 100,0 118,1 12 538 13 350 100,0 106,5 18 002 19 803 100,0 110,0

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