Am 15. Mai gedenkt Kroatien und damit selbstverständlich auch die Botschaft Kroatiens in der Republik Österreich einer großen humanitären Tragödie der unmittelbaren Nachkriegszeit. Mehrere zehntausende Menschen, überwiegend aus Kroatien, aber auch aus anderen Ländern, nachdem sie nach Österreich geflüchtet waren und sich der damaligen britischen Armeeleitung in Bleiburg übergeben haben, wurden der jugoslawischen Armee übergeben. Auf einem darauffolgendem Todesmarsch, ausgehend vom Loibacher Feld, wurden die meisten dieser Menschen ermordet und ihre sterblichen Überreste in den Wäldern Sloweniens, Kroatiens, Bosnien-Herzegowinas und an vielen andern Orten des einstigen Jugoslawiens verscharrt.
Dabei darf vor allem nicht vergessen werden, dass es sich hier nicht um ausschließlich „schuldige Kriegsbeteiligte“ handelte, wie es einzelne Gruppierungen in den vergangenen Jahren in der österreichischen Öffentlichkeit darzustellen versuchten, vielmehr handelt es sich um eine Vielzahl von Zivilisten, Familien mit Kindern, Jugendlichen, Vertretern der damaligen kirchlichen und anderer Institutionen, Kriegsflüchtlinge und einfacher entwaffneter Rekruten der Heimwehr.
Die Art und Weise, wie die Menschen umgebracht wurden, ohne Gerichtverfahren und ohne Berücksichtigung der Genfer Konvention, war und ist im Lichte der Menschenrechte, damals wie heute, ein Verbrechen und in diesem Sinne muss auch die Kommemoration verstanden werden.
Auch wenn es als selbstverständlich betrachtet werden sollte, so soll hier noch einmal klar herausgestellt werden. Die Botschaft verurteilt auf das Schärfste jedes Bestreben möglicher verfassungswidriger und antidemokratischer rechtsradikaler Gruppierungen bzw. einzelner Personen, die aus welchen Gründen auch immer, das Gedenken in Bleiburg für ihre Weltanschauung oder lediglich nur für die zur Schaustellung ihrer niedergegangenen Ideologie zu vereinnahmen versuchen.
Daher ist es nicht hinnehmbar und es war immer äußerst irritierend, dass in manchen davorliegenden Jahren, beim Bleiburger Gedenken an die Opfer des Todesmarsches, einzelne
„ewig Gestrige“ bzw. einzelne Personen, denen das Opfergedenken niemals im Vordergrund stand, medienwirksam versucht haben, die eigentliche Idee der Bleiburger Kommemoration für sich zu instrumentalisieren und die Grundintention der alljährlichen Kommemoration in der öffentlichen Wahrnehmung zu manipulieren, so dass durch die damit einhergehenden Pauschalisierungen nahezu alle Teilnehmer der Bleiburger Gedenkfeier als Faschisten abgestempelt wurden. Das schmerzt vor allem die Hinterbliebenen und Kroaten im In- und Ausland, denen alleinig das damalige Schicksal der Menschen nahegeht.
Genauso schmerzhaft für die Angehörige des kroatischen Volkes ist allerdings auch jeder Vergleich des kroatischen historischen Wappens mit dem Haken-Kreuz oder anderen Symbolen der Tötungsmaschinerie des Nationalsozialismus. Das kroatische Wappen mit beginnendem weißem Feld war im Laufe der Geschichte ein legitimes und oft verwendetes Staatssymbol, so auch im ehemaligen Jugoslawien, lediglich durch die Hinzufügung des roten Sterns. So waren die Wappen mit anfänglichem weißem und rotem Feld gleichermaßen in Verwendung. Nach wie vor ist das diese historische Wappenvariante in Kroatien in Verwendung, Das heutige offizielle Wappen der Republik Kroatien beginnt mit dem roten Feld. Als fester Bestandteil der Heraldik der Habsburgermonarchie und seit seiner ersten Darstellung am Innsbrucker Wappenturm 1499 ist das historische Wappen noch heute auf vielen historischen Gebäuden in Kroatien sowie österreichweit abgebildet.
Umstritten am Denkmal für die Opfer am Loibacher-Feld war die Verwendung des Wappens in Kombination mit der Aufschrift in kroatische Sprache. Der Text wurde entfernt, so dass im Sinne des Symbol- bzw. Abzeichnungsgesetzes keine interpretierbare kontextuelle Problematik mehr vorhanden war.
Trotzdem wurde durch die lokale Verwaltungsbehörde auch das Wappen entfernt. Dadurch hat man den falschen Eindruck vermittelt, dass es sich bei dem mit weißem Feld beginnenden Wappen, das über die Jahrhunderte hinweg die kroatische Identität bestimmt hat, um ein verbotenes faschistisches Symbol handelt. Solche pauschalen Schlussfolgerungen führen vor allem beim nicht gut informierten Teil der österreichischen Öffentlichkeit häufig zu einer Stigmatisierung Kroatiens und seiner Bürger:innen, was sich negativ auf die Wahrnehmung und das Ansehen der kroatischen Gemeinschaft in Österreich auswirken kann.
Die Anwesenheit von Botschaftsvertretern bei der Kranzniederlegung und der Heiligen Messe geschieht ausschließlich im Gedenken an mehrere zehntausenden Menschen, die in den Wirren der Nachkriegszeit ermordet und deren Schicksal über Jahrzehnte hinweg verschwiegen wurde.
Jegliche Art von Nationalismus, Faschismus, Antisemitismus, den damit verbundenen Ideen und Ideologien, den Versuch des Geschichtsrevisionismus, Rassismus ist nicht nur zu verurteilen, sondern es muss mit allen Mitteln der öffentlichen Aufklärung, der frühzeitigen Bildungs- bzw. Jugendarbeit, aber auch des Protestes und Widerstandes pro aktiv entgegengetreten werden.
Botschaft der Republik Kroatien
Rennweg 3
1030 Wien
T: 01 489 05 31
E: croemb.bec@mvep.hr