Auftaktveranstaltung
„Chancen und Perspektiven der EU Donauraumstrategie“
Haus der Wirtschaft Baden-Württemberg
Stuttgart, 11. Juli 2011
„EU Donauraumstrategie aus der Sicht Kroatiens“
Rede von Herrn Andrej Plenković
Staatssekretär für europäische Integration des Ministeriums für auswärtige
Angelegenheiten und europäische Integrationen der Republik Kroatien
Nationaler Koordinator für die EU Donauraumstrategie
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg!
Verehrter Herr Kommissar!
Sehr geehrte Herren Minister!
Exzellenzen!
Verehrte Damen und Herren!
Ich freue mich heute an der Auftaktveranstaltung über die EU Donaustrategie,
hier im Hause der Wirtschaft in Stuttgart, teilnehmen zu können.
Als Gesandter der kroatischen Ministerpräsidentin, Frau Jadranka Kosor, die
leider an der heutigen Konferenz nicht teilnehmen kann, möchte ich mich ganz
besonders beim Ministerpräsident von Baden-Württemberg Herrn Winfried Kretschmann
für die Einladung bedanken. Ich gratuliere Ihnen herzlich zur Ihrer neuen verantwortungsvollen
Aufgabe.
In meiner Funktion als nationaler Koordinator für die Donaustrategie, aber
auch als Co-Vorsitzender der Gemischten Kommission Kroatien − Baden Württemberg,
würde ich gerne zum heutigen Thema aus kroatischer Sicht einen Vortrag halten.
Aber, zunächst möchte ich kurz über die aktuellen Entwicklungen auf dem Weg
Kroatiens in die EU berichten.
Nachdem der Europäische Rat am 24. Juni seine Zustimmung gab, hat Kroatien
am 30. Juni die Beitrittsverhandlungen mit der EU abgeschlossen.
Unseren Erwartungen nach, wird die Unterzeichnung des Beitrittsvertrages bis
Ende dieses Jahres erfolgen. Nach der Ratifizierung des Vertrages durch alle
Mitgliedstaaten und Kroatien ist der Beitritt für den 1. Juli 2013 vorgesehen.
Dieser historische Vorgang öffnete ein neues Kapitel in der Geschichte der
Zusammenarbeit Kroatiens mit der EU sowie mit seinen südosteuropäischen Nachbarn.
Die Gewissheit der zukünftigen Mitgliedschaft Kroatiens in der Europäischen
Union öffnet neue Perspektiven, Formen und Möglichkeiten der Teilnahme am europäischen
Lebensmodell geprägt von einer hohen Produktivität, von hohen Beschäftigungsraten
und sozialer Kohäsion. Meiner Meinung nach ist es kein Zufall, dass die Donaustrategie
und der Abschluss der kroatischen Beitrittsverhandlungen auf der letzen Sitzung
des Europäischen Rates zusammen beschlossen wurden. Der baldige kroatische
EU-Beitritt wird zum Erfolg der EU Donaustrategie zusätzlich beitragen.
Meine Damen und Herren, durch die Donaustrategie zeigt sich schon heute, dass
man zwischen Regionen, einzelnen Staaten und der Europäischen Union in einer
sehr konstruktiven Form zusammenarbeiten kann. Es wird von der EU Kommission
besonders geschätzt, dass in den Regionen und den Mitgliedstaaten neue Initiativen
erdacht und auch umgesetzt werden.
Die Donauraum-Strategie kann ein ganz wesentliches Instrument dafür werden,
dass man den globalen Herausforderungen auf regionaler Ebene erfolgreich begegnet.
Die Donau durchquert ungefähr 38 Regionen, und in diesem Donauraum leben 115
Millionen Menschen. Daher ist es so wichtig, dass wir gemeinsam an die Entwicklung
dieser Regionen herangehen, um eine möglichst gleichwertige und ausgewogene
Entwicklung in diesem gesamten Donauraum garantieren zu können. Es handelt
sich um eine Wachstumschance für das gesamte Europa. Diese Art der Zusammenarbeit
eröffnet auch neue Möglichkeiten des Zusammenwirkens von EU Mitgliedern und
Drittstaaten.
Wir sehen ja, dass gerade bei der Donauraumstrategie sehr viele, die noch nicht
in der EU sind, oder die in Zukunft in einer Kooperation mit der EU sein werden,
an einem Tisch sitzen. Ein nahtloses Europa ist unser gemeinsames Ziel.
In diesem Sinne, ende April hat Kroatien die Donaukonferenz in Vukovar organisiert.
Damit haben wir die Donaustrategie in Kroatien emanzipiert und die Rolle der
nicht EU Länder in der Entwicklung der Strategie und Durchführung der Projekte
betont.
Der Donauraum hat meines Erachtens eine strategische Bedeutung im Hinblick
auf die gesamteuropäische Entwicklung. Es ist eine Schlüsselregion wo sich
zum guten Teil entscheiden kann, wie dynamisch und rasch sich Europa weiterentwickeln
wird.
Was das Wohlstandsniveau anbelangt gibt es im Donauraum die wohl größten Gegensätze
in Europa. Unser gemeinsames Anliegen ist es diese Gegensätze sukzessive und
nachhaltig abzubauen. Politische Stabilität ist nötig, um das wirtschaftliche
Potenzial optimal im gemeinsamen Interesse zu nutzen, um auf diese Art und
Weise ein gleichmäßiges Wirtschaftswachstum fördern und um soziale Spannungen
verhindern zu können. Es geht darum, dass wir uns, den unterschiedlichen Herausforderungen
entsprechend, gemeinsam weiter entwickeln. Das Entwicklungsgefälle im Donauraum
können wir durch intensivere wirtschaftliche Zusammenarbeit Schritt für Schritt
lindern.
Es gibt ein sehr großes Potenzial für den Ausbau des Güterverkehrs auf der
Donau, ebenso für grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Grosse Möglichkeiten
sehe ich auch für Projekte kleiner und mittlerer Unternehmen, für gemeinsame
Investitionen in der Industrie, Landwirtschaft und im Tourismus, die den gesamten
Donauraum umfassen könnten.
Die dritte Säule der Donaustrategie ist die der sozial-ökonomischen Entwicklung.
Das ist auch die Basis dieser Zusammenarbeit von Mensch zu Mensch, von persönlichen
Verbindungen, die aufgebaut werden über kulturellen Austausch und über wissenschaftliche
Zusammenarbeit. In diesem Sektor sehen wir eine ganze Fülle von Kooperationsmöglichkeiten.
Ich glaube, darauf sollten wir durchaus einen Schwerpunkt legen.
Für Kroatien liegen die Schwerpunkte besonders in den Bereichen der wirtschaftlichen
Entwicklung, der Energieversorgungssicherheit und beim Anschluss an die europäischen
Verkehrsnetze.
Sehr geehrte Damen und Herren, Kroatien hat sich verpflichtet, gemeinsam mit
Baden-Württemberg, die Koordinierung des Schwerpunktbereiches 8 − Förderung
der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen, einschließlich der Entwicklung von
Clustern, zu übernehmen.
Wir sind der Meinung, dass die horizontale Zusammenarbeit zwischen Unternehmen
eine der wichtigsten Voraussetzungen für die vollständige Umsetzung des Aktionsplans
zur Donaustrategie ist. In diesem Bereich gibt es ein riesiges Potenzial in
weiterer Cluster-Entwicklung.
Kroatische Erwartungen in diesem Schwerpunkt sind folgende:
Dieses Zentrum ist eine Initiative, die sich durch lebenslanges Lernen für
eine strukturierte Zusammenarbeit zwischen den Ländern Südosteuropas einsetzt.
Im Allgemeinen werden die Intensivierung der Zusammenarbeit im kleinen und
mittleren Unternehmertum und die Konsolidierung der Verbindungen zwischen den
Wirtschaftskreisen, zweifellos Voraussetzungen für eine kontinuierliche wirtschaftliche
Entwicklung und stärkere Geschäftsaktivitäten im Donauraum schaffen.
Durch die Entwicklung regionaler Projekte in unserem Donaugebiet, sehen wir
die Chance, Synergien zwischen verschiedenen makro-regionalen Zielen zu erreichen.
Besondere Interessen, die in den Entwicklungsplänen in den östlichen Provinzen
Kroatiens, Vukovar – Srijem und Osijek – Baranja Gespanschaften, sichtbar und
präsent sind, könnten umgesetzt und in Leistungen der breiteren Strategie im
Donauraum integriert werden.
Für Baden Württemberg und Kroatien bietet sich mit dieser neuen Donauinitiative
die Möglichkeit unsere bestehende Zusammenarbeit zu vertiefen und weiter auszubauen.
Für den gesamten Donauraum ist die Wirtschaft sicherlich der Schlüsselbereich.
Mit besonderem Stolz erwähne ich hier auch unsere erfolgreiche Zusammenarbeit
durch die „Gemischte Kommission Kroatien – Baden-Württemberg“. Seit der Gründung
der Kommission im Jahr 2005 wurde eine Vielzahl von erfolgreichen Projekten
gemeinsam in verschiedenen Bereichen entwickelt und umgesetzt. Kroatien hat
ein großes Interesse an weiterer Vertiefung der Zusammenarbeit mit Baden-Württemberg.
Einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung dieser besonderen Beziehungen leistet
die kroatische Diaspora in Baden-Württemberg. Durch ihre Arbeit und ihr aktives
Engagement in gesellschaftlichen Fragen sind auf der Kommunalebene zahlreiche
Kontakte, Verbindungen sowie Partnerschaften zwischen Städten und Gemeinden
in Kroatien und in Baden-Württemberg entstanden. An diese langjährige Zusammenarbeit
können wir auch im Rahmen der Donaustrategie sehr gut anknüpfen.
Abschließend möchte ich der heutigen Konferenz zur EU Donaustrategie viel Erfolg
wünschen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir mit gemeinsamer Kraft die Donaustrategie
in den kommenden Jahren zu einem Erfolgsprojekt weiter entwickeln werden.
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!