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Ministerpräsident Plenkovic: Nur mit einem nüchternen Blick auf die Traumata der Vergangenheit können wir eine wirklich tolerante Gesellschaft aufbauen

Im Rahmen der Regierungssitzung sprach Ministerpräsident Andrej Plenkovic auch den 75. Jahrestag der Tragödie von Bleiburg an und betonte, dass wir nur mit einem nüchternen Blick auf die Traumata der Vergangenheit und Ehrfurcht vor jedem Opfer eine wirklich tolerante Gesellschaft aufbauen können. Wir übermitteln die Worte des Ministerpräsidenten: Letzte Woche haben wir in Kroatien und in ganz Europa den 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs und den Sieg über den Faschismus gefeiert. In Westeuropa war der Sieg über den Faschismus der Schlüssel zur Schaffung demokratischer Ordnungen, die den Weg der Versöhnung, des wirtschaftlichen Aufschwungs und der Vereinigung beschritten, um Europa dauerhaften Frieden zu bringen und künftige Konflikte zu verhindern. In Mittel- und Osteuropa brachte das Ende des Zweiten Weltkriegs die Niederlage des faschistischen Terrors und der Schrecken des Krieges, aber leider brachte es keine Demokratie. Im Gegenteil, er brachte einen neuen Totalitarismus, bzw. den Kommunismus, der erst mit dem Fall der Berliner Mauer zusammenbrach. Ein solches Schicksal stoß 1945 nach dem Zusammenbruch des unabhängigen Staates Kroatien auch Kroatien zu, dem noch fast ein halbes Jahrhundert lang Freiheit und Demokratie entzogen waren. Während das Ende des Zweiten Weltkriegs in Westeuropa das Ende beispielloser Schrecken des Krieges und faschistischer Verbrechen markierte, in denen der Holocaust einen besonderen Platz einnimmt, ist zudem der Mai 1945 in Kroatien leider ein Synonym für schreckliche kommunistische Verbrechen der Nachkriegszeit. Dann wurden Zehntausende Menschen - entwaffnete Soldaten der besiegten Streitkräfte, aber auch eine große Anzahl von Zivilisten, die vor der Errichtung des kommunistischen Regimes flohen - von Bleiburg über Tezno und entlang des Kreuzweges, bzw. des Todesmarsches, ohne Gerichtsverfahren getötet und ohne Grab begraben. All dies geschah nach dem offiziellen Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa. Dieses Massenverbrechen, Verfolgungen, Verhaftung der sogenannten "Klassenfeinde" und Dissidenten, sowie Repressalien gegen die katholische Kirche - verursachten Unruhe und Angst bei dem Großteil des kroatischen Volkes. Der nach dem Krieg inszenierte Prozess gegen den seligen Kardinal Alojzije Stepinac, obwohl er sich mehrfach lautstark gegen jede Diskriminierung erhob und persönlich viele Juden und Serben rettete, gefährdete zusätzlich die damalige Regierung und die proklamierten Grundsätze der Gerechtigkeit. Und dies ist der Grund, warum man sich in Kroatien auch heute an diese bedrückende und vielschichtige Periode der kroatischen Geschichte mit äußerst viel Schmerz und Trauma erinnert, obwohl klar ist, dass Kroatien dank der antifaschistischen Bewegung und des Widerstands gegen den Nationalsozialismus als Sieger aus dem Zweiten Weltkrieg hervorgegangen ist. Heute, Dreivierteljahrhundert später, erinnern wir uns an dieses schwierige Kapitel der kroatischen Geschichte und an alle Opfer. Für das moderne Kroatien, das auf der Harmonie und Einheit des kroatischen Volkes im Heimatkrieg aufgebaut war, ist dies heute eine moralische Verpflichtung. Nur mit einem nüchternen Blick auf die Traumata der Vergangenheit und Ehrfurcht vor jedem Opfer können wir eine wirklich tolerante Gesellschaft aufbauen. Immerhin war dies eines der wichtigsten politischen Vermächtnisse des ersten kroatischen Präsidenten, Dr. Franjo Tudman, der selbst an der kroatischen antifaschistischen Bewegung teilnahm. Es liegt heute an uns, auf diesen Grundlagen ein europäisches Kroatien aufzubauen, das auf demokratischen Werten basiert. Es liegt an uns, gemeinsam eine Gesellschaft aufzubauen, in der wir eine Kultur der Erinnerung, Toleranz und des gegenseitigen Respekts fördern. Wir sind dies uns selbst und insbesondere unseren jungen Menschen schuldig, damit wir mit einem ruhigen Blick auf die Vergangenheit und Optimismus für die Zukunft unbeschwert ein noch besseres Kroatien aufbauen können, sagte der Premierminister. (Quelle: Regierung der Republik Kroatien)

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